Günther Wilhelm - Krakau, Ulica Wielopole, Gummidruck, 2016

Samstag, 22. Februar 2025, 19 Uhr Eröffnung. Einführung: Prof. Hans Gercke (Heidelberg).

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 16. März 2025, sonntags 15-18 Uhr und nach Vereinbarung zu sehen.

Die Faszination historischer Fototechniken

Günther Wilhelm, bildender Künstler aus Ludwigshafen am Rhein, beschäftigt sich seit fast 25 Jahren mit historischen Fototechniken, genauer gesagt mit den sogenannten Edeldrucken, bei denen es darum geht, ein aufgenommenes Bild mit unterschiedlichsten Methoden auf Papier zu bringen.
Wenn auch der Schwerpunkt seiner Arbeiten der Gummidruck ist, verwendet er auch andere Techniken, wie die Cyanotypie, den Salzdruck oder die Kallitypie, eine Möglichkeit besonders angenehme Sepiatöne zu erhalten. Auch längst vergessene Verfahren, wie die auf Kupfersalzen beruhende Cuprotypie oder die Negrografie, auch Gumoilprint genannt, kommen manchmal zur Anwendung. Häufig dagegen verwendet er den modernen Lith‐Print, der ebenfalls schöne, antik anmutende Bilder erzeugt und die vielfältigen Tonungsmöglichkeiten der auf Silbersalzen basierenden Bilder, die auch manchen Fotoamateuren noch bekannt sein dürften.
Seine Motive findet er meist in der näheren Umgebung, die er zu Fuß, per Fahrrad oder und mit dem öffentlichen Nahverkehr erkundet. Für die Bilder, die zur Weiterverarbeitung bestimmt sind, benötigt er nicht nur eine analoge Kamera mit Stativ sondern auch Kameras mit Lochblende. Sein bevorzugtes Arbeitsgebiet ist die Natur, die er in den Rheinauen und im Pfälzerwald in reichlichem Maß findet. Er beschäftigt sich aber auch mit Burgen und Ruinen, morbiden Gebäuden, verlassenen Industrieanlagen oder aufgegebenen militärischen Anlagen der Amerikaner. Besonders am Herzen liegt ihm der alte Stadtteil Praga im fernen Warschau, der ihm eine Fülle hochinteressanter Motive bietet.
Interessante Denkmäler der Industriekultur finden sich an vielen Orten im In- und Ausland. Sie  aufzunehmen heißt, ihr Andenken zu bewahren. Dies gilt besonders, wenn man sie nicht einfach mit Handy oder Digitalkamera abknipst und nur ein weiteres Bild den schnell vergessenen Millionen hinzufügt. Adäquate Methoden für die Zeugnisse einstiger industrieller Blüte sind künstlerische Techniken, wie zum Beispiel Salz- oder Gummidruck, auch sie, Relikte vergangener Zeiten. Doch nur so wird die Ästhetik der banalen Arbeitswelt sichtbar, erst dann entstehen kleine Meisterwerke, die unsere Sehnsucht nach Nostalgie in zweifacher Hinsicht befriedigen.

Jedes Bild erhält durch den spezifischen Ausdruck den Charakter eines Unikats. Allen gemeinsam ist die zeitenthobene Qualität, die sich mit einer alten, handwerklich ausgeübten Technik verbindet.