Samstag, 20. April 2024, 19 Uhr Eröffnung. Einführung: Thomas Schirmböck
Die Ausstellung ist bis Sonntag, 12. Mai 2024, sonntags 15-18 Uhr und nach Vereinbarung zu sehen.
Seit Mitte der 1990er Jahre entwickelt Claus Stolz spezielle fotokünstlerische Verfahren:
Von der „analogen Anarchie“ zerstörten Filmmaterials zum KI-generierten Bild – Licht, Daten, Code und Idee, Stolz versteht seine Arbeit mit Fotografie als Prozess und Transformation. Der Ausstellungstitel darf durchaus mehrdeutig gelesen werden.
Während beispielsweise Stolz’ Heliografien der konkreten, abbildlosen Fotografie zuordenbar sind, wird es bei der „Imagine“-Serie schwieriger: Was sehen wir hier und wie entstehen diese Bilder? Darf man KI-generierte Bilder nach aktueller Lesart als Fotografien bezeichnen? Kamera- bzw. in gewisser Weise lichtlos entstanden, besteht das Trainingsmaterial jedoch vorwiegend aus Lichtbildern …
In dieser Ausstellung sehen wir eine besondere Zusammenstellung von Arbeiten aus verschiedenen Werkgruppen des Künstlers:
Für seine Heliografien richtet Stolz die Aufnahmegeräte, bestückt mit riesigen Sammellinsen, direkt in die Sonne aus und beschädigt dosiert Film oder Fotoplatten durch extreme Überbelichtung. Die Strahlungsenergie lässt das Material Blasen werfen, platzen, schmelzen oder kristallisieren. Die Ergebnisse hängen von den jeweils verwendeten Filmtypen, den Aufnahme- und Verarbeitungsparametern ab.
Stolz’ Werkgruppe der Lichtbilder zeigt alte, fotografisch reproduzierte Fotoplatten, deren rückseitige Lichthofschutzschicht oft eine besondere malerische Anmutung aufweist, welche bei regelrechter Verarbeitung nicht sichtbar wird. Eine material-historische Spurensuche.
In der Werkserie Kammerspiel, kombiniert Stolz in vielfältigen Settings gewachsene und produzierte Materialien, Vergängliches mit Überdauerndem und verdichtet Motive durch spezielle Überblendungen zu Tableaus aus fluide verschmelzenden Fragmenten. Diese Hybride werfen die Frage auf, in wieweit die Begriffe „echt“ oder „unecht“ heute noch eine Rolle spielen.
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. In seiner jüngsten Serie, Imagine, erzeugt Stolz mithilfe eines Text-zu-Bild-Generators Pflanzenbilder mit der Anmutung edler, schwarzweißer Vintage-Prints. Die Schönheit und Exotik eines botanischen Gartens in scheinbar paradoxer Synthese mit der Irritation des Artifiziellen, des generierten Bildes.
Claus Stolz (*1963) lebt und arbeitet in Mannheim. Studium an der Freien Kunstakademie Mannheim (1988-92) bei Gerd Lind, Wolfang Reindel und Rolf Schneider. Ausstellungen in zahlreichen Museen und Institutionen, darunter im Grassi Museum Leipzig, der Photo Edition Berlin und dem Museum im Kulturspeicher Würzburg. Buchpublikationen u.a. Sunburns (2009) und Kammerspiel (2022), beide im Kehrer Verlag, Heidelberg. Seit 2016 Dozent für Fotografie und Grundlagen der Wahrnehmung an der Freien Kunstakademie Mannheim.
Stolz ist Mitglied der Deutschen Fotografischen Akademie (DFA) sowie der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh e.V.).
Ein Kurzbericht über die Arbeit von Claus Stolz des SWR können Sie hier ansehen.