05.11.2016 / Ausstellung – Eröffnung 19 Uhr
bis 04.12.2016. Geöffnet: Sa/So 15-18 Uhr und selbstverständlich nach Vereinbarung
Die mit INTROVISION betitelte Ausstellung, die der in Köln lebende Künstler Stefan Zöllner im Haus am Werderplatz in Heidelberg zeigt, geht über die gleichnamige Collagenserie von 2014 hinaus und wirft als „kleine“ Retrospektive Schlaglichter auf die wichtigsten Werkzyklen der letzten Jahre. Der Künstler nimmt darin scheinbar konträre Positionen ein:
In einer Serie von kalligrafischen Gemälden macht er sich über den Ernst von Wissenschaft und Weltreligionen lustig, in den digitalen Collagen der Serie „INTROVISION“ dagegen, ebenfalls aus dem Jahr 2014, hält er sich quasi wissenschaftlich an eine eigene, rigide Konzeptvorgabe und entwickelt daraus überraschend eine spirituelle, transpersonale Weltsicht. In der Objekt- und Videoinstallation „transnature“ lässt er Natur und Artefakt aufeinanderprallen und zu etwas Neuem verschmelzen. Er positioniert sich im zeitgenössischen Diskurs über die technologische Revolution und hält der Schönen Neuen Welt von AI und Artificial Life die Schönheit des Alten, Abgenutzten und Weggeworfenen entgegen.
Der Künstler liebt es, philosophische und wissenschaftliche Theorien aufzugreifen, scheut aber auch vor pseudowissenschaftlichen Konstrukten und Kitsch nicht zurück. Er nimmt sich jede Freiheit, denn im Endeffekt weist er sowieso jeden fremden oder eigenen Denkansatz zurück, der absolute Geltung für sich beansprucht. Er spielt mit esoterischen und hermetischen Ideen und Bildern aus allen Kulturen und Zeiten, schlachtet sie für seine Zwecke aus und lässt sie hinter sich zurück.
Ironie und gleichzeitig eine idealisierte, universale Wahrnehmung könnte man als ästhetische Grundprinzipen der Romantik bezeichnen und sie sind auch der Schlüssel zu Zöllners Werk. Für ihn ist grundsätzlich jede Möglichkeit einer verfeinerten oder erweiterten Wahrnehmung von Interesse. Vielschichtigkeit und Komplexität sind immer wiederkehrende Themen. Seine Installationen und Inszenierungen sind konsequenterweise ein oszillierndes Zusammenspiel von künstlerischen Medien und lassen den Betrachter in eine fremdartige Welt eintauchen: Explosionszeichnungen, Textfragmente, Glaskästen mit Objektarrangements, Projektionen, Apparate mit unbekannten Funktionen, Koffer mit magischen Werkzeugen, Licht- und Schattenspiele, tieffrequente Töne, Spiegelinstallationen, Einsatz von Laserlicht oder gar Nebel. Man denkt unweigerlich an mit Sonderbarkeiten vollgestopfte Wunderkammern, doch seine Installationen beschränken sich stets auf das, was der jeweilige Raum fordert oder zulässt.
Zöllner studierte Philosophie und Musikwissenschaft an der Universität des Saarlandes, wechselte jedoch bald zum Studium der Freien Kunst an die Kunstakademie Düsseldorf. Hier wurde ihm sehr schnell klar, dass eine Beschränkung auf Malerei für ihn nicht in Frage kommt und er begann multimedial zu arbeiten. Parallel treibt er als Musiker diverse Projekte voran, die immer dichter mit seinen künstlerischen Arbeiten interferieren.
Stefan Zöllner „transnature IV“
Haus am Werderplatz, Heidelberg
2016